Der "Beckenbauer vom Bodensee"
Erinnerungen an Bruno Pezzey
Der im Alter von 39 Jahren verstorbene Lauteracher war Vorarlbergs erfolgreichster Fußballer aller Zeiten und auch als Mensch ein Vorbild. Er war einer der weltbesten Abwehrspieler und eine Gallionsfigur in der österreichischen Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften von 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien. Mit Eintr. Frankfurt gewann der "Beckenbauer vom Bodensee" den UEFA-Pokal und wurde mehrfach in die Weltauswahl berufen.
Tod beim Eishockey
Die unfassbare Kunde vom Herzversagen des nicht einmal 40-jährigen Ausnahmekönners bei einem Eishockey-Match mit Freunden in Innsbruck lief am Silverstertag 1994 wie ein Lauffeuer durchs ganze Land. Der Schock saß tief. Trotz verschiedentlicher Kreislaufprobleme noch während seiner Zeit als Hochleistungssportler war Bruno Pezzey bei ärztlichen Untersuchungen stets ein körperlicher Topzustand bescheinigt worden.
Als Sechsjähriger kam Pezzey zum FC Lauterach, wo ihn Vater Bruno, einst selbst Torhüter beim ESV Bregenz, unter seinen Fittichen hatte. Das Talent des langen, schlaksigen Burschen war im benachbarten Bregenz nicht verborgen geblieben, wohin er 1973 als 18-Jähriger in die Nationalliga wechselte.
Ein Jahr später spielte der gelernte technische Zeichner bereits beim Spitzenklub Wacker Innsbruck, wo ihn der gewiefte Trainer Branko Elsner förderte und ihn zunächst als Vorstopper und später als Libero zu einer festen Größe machte. Schon am Ende seines ersten Innsbrucker Jahres konnte er mit den Fans das Double feiern.
Als 20-Jähriger debütierte er bereits im Nationalteam beim 0:0 gegen die CSSR in Wien. In kürzester Zeit avancierte Pezzey zum sicheren Organisator und ruhenden Pol der österreichischen Abwehr und wurde, wie es der damalige Teamkollege und spätere Teamchef Josef Hickersberger ausdrückte, "neben Ernst Happel zum besten Abwehrspieler, den Österreich je hatte". Ehe der ungemein kopfballstarke und im Tackling meisterhafte Vorarlberger den ersten echten Höhepunkt seiner noch jungen Laufbahn erlebte, holte er 1977 mit den Innsbruckern seinen zweiten Meistertitel.
Ein Held von Cordoba
Allein schon die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien war für den österreichischen Fußball ein Meilenstein. Erstmals nach 20 Jahren standen Spieler wie Hans Krankl, Herbert Prohaska und Kurt Jara wieder im internationalen Rampenlicht. Sie nützten ihre Chance eindrucksvoll.
Im legendären Spiel in Cordoba schickte Österreich Titelverteidiger Deutschland 3:2 nach Hause und klassierte sich unter die besten acht Nationen der Welt. Vier Jahre später bei der WM in Spanien lief es für Pezzey und seine Teamkollegen trotz Erreichens der Zwischenrunde nicht mehr so gut. Der Lockenkopf aus Lauterach hatte sich aber längst einen hervorragenden Ruf im internationalen Fußball gemacht, weshalb er auch mehrfach in die Welt- und Europaauswahl berufen wurde.
Ironie des Schicksals
1978 wechselte Pezzey zu Eintr. Frankfurt, wo er bald zu einer Leitfigur wurde. Mit den Hessen holte er sich 1980 den UEFA-Cup, ein Jahr später den DFB-Pokal und wurde zum stärksten Ausländer der Liga sowie zu Europas bestem Libero gekürt. Ab 1983 spielte der Vater zweier Töchter, dem die Familie immer über alles ging, für Otto Rehhagels SV Werder Bremen. Das große Ziel, einmal deutscher Meister zu werden, verpasste Pezzey mit zwei Vizemeisterschaften 1985 und 1986 knapp. Dass die Bremer den Titel ausgerechnet im Jahr nach Pezzeys Rückkehr zu Innsbruck holten, kann als Ironie des Schicksals bezeichnet werden.
Mit Happel noch zweimal Meister
Der an Titeln erfolgreichste Trainer der Welt, Ernst Happel, motivierte Pezzey noch einmal zu Höchstleistungen. Die beinahe logische Folge dieser Zusammenarbeit in Innsbruck waren die Bundesligatitel 1989 und 1990, zudem wurde der FC Tirol 1989 Cupsieger.
Eitel Wonne war für den sympathischen Menschen ohne Starallüren inzwischen jedoch nicht mehr angesagt. Der neue Teamchef Josef Hickersberger verzichtete ab 1988 auf die Dienste des routinierten Liberos und Kapitäns. Er vermasselte Bruno Pezzey damit einen Lebenstraum: Er wollte nämlich als erster Österreicher die Schallmauer von 100 Länderspielen durchbrechen. So blieb es letztlich bei 84 Einsätzen, in denen er neun Tore erzielte. Im Jahre 1990 war er über ein Vertragsangebot des FC Tirol derart enttäuscht, dass er spontan seine Karriere beendete und sich neben seinem Rafting-Unternehmen als U21-Auswahltrainer der Nachwuchsarbeit zuwandte.
Sein viel zu früher Tod beraubte den österreichischen Fußball um eines seiner größten Idole und um einen Hoffnungsträger für die Zukunft. Die Erinnerung an Vorarlbergs erfolgreichsten Fußballer aller Zeiten lebt dank der Verleihung des "Bruno" an die alljährlich besten Fußballspieler weiter.